
Etablierung der endoskopischen Gefäßentnahme am LMU Klinikum
Das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München führt seit 2020 bei Bypass-Operationen die endoskopische Gefäßentnahme (endoscopic vessel harvesting, EVH) durch und ist von dem Verfahren überzeugt.
Im Gegensatz zur konventionellen offenen Gefäßentnahme, die mit einem großen Schnitt, meist über das gesamte Bein bzw. den gesamten Unterarm des Patienten, einhergeht, wird bei der EVH die Armarterie (Arteria radialis) und/oder Beinvene (Vena saphena magna) durch eine kurze Inzision endoskopisch präpariert und entnommen.
Vorteile der endoskopischen Gefäßentnahme (EVH)
„Bei der Entnahme können die Beine weitgehend geschont werden, der Blutverlust ist geringer, Hämatome werden nahezu komplett vermieden. Da der Schnitt nicht knieübergreifend erfolgt, haben die Patienten deutlich weniger Schmerzen und weniger neurologische Probleme. Auch die Wunden heilen viel schneller. Die Patienten sind schneller mobilisierbar und in der Regel nach 6-7 Tagen wieder fit“, berichtet Dr. Polyxeni Vlachea, Assistenzärztin und Leiterin des EVH-Projektes am LMU Klinikum.
Ohne Zusammenarbeit geht es nicht
Die Etablierung eines Standards, die richtige Platzierung der Kollegen im OP sowie die Umsetzung der Gefäßentnahme in einem adäquaten zeitlichen Rahmen mit entsprechender Qualität waren anspruchsvoll.
„Die größte Herausforderung ist es, das Team bei der Stange zu halten. Sie müssen wirklich alle überzeugen und ins Boot holen, damit so eine neue Methode akzeptiert wird“, so Prof. Dr. med. Christian Hagl, Leiter der Herzchirurgischen Klinik.
Etablierungskonzepte sind das A und O
Sechs Monate hat die Einführung gedauert. Zum Erfolg des Projektes haben letztlich viele Faktoren beigetragen. „Ein hervorragendes Device und ein umfassender Support sind Voraussetzung für eine gute Qualität. Leider ist dies oft nicht gegeben und man wird bei Problemen allein gelassen. Häufig hält das Device nicht das, was es verspricht oder der Support endet direkt nach dem Verkauf“, resümiert Prof. Hagl.
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Weniger Wundkomplikationen und -infektionen
Ergebnisse aus verschiedenen Studien zeigen, dass EVH die Inzidenz von Wundkomplikationen im Vergleich zur offenen Gefäßentnahme (OVH, open vessel harvesting) und zur Brückentechnik deutlich verringert.
Weniger postoperative Schmerzen
In drei separaten Studien wurde gezeigt, dass Patienten, bei denen eine EVH vorgenommen wurde, über geringere postoperative Beinschmerzen berichten als Patienten mit OVH.
Weniger Zeit bis zur Mobilisierung und kürzerer Aufenthalt
EVH verkürzt die Durchschnittszeit bis zur Mobilisierung und den Krankenhausaufenthalt, was in zahlreichen klinischen Studien gezeigt wurde.
Weniger Wiederaufnahmen und geringere Gesamtkosten
Im Vergleich zu Patienten mit einer herkömmlichen offenen Gefäßentnahme müssen EVH-Patienten seltener erneut ins Krankenhaus aufgenommen werden und suchen seltener eine Arztpraxis auf.
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